Phnom penh killing fields
Kambodscha

Genozidmusieum und Killing Fields in Phnom Penh

Heute erlebte ich einen der bisher schwierigsten Tage meiner Reise. Es war eine emotionale Achterbahnfahrt, was private Gründe hat und mit meiner Ankunft in Kambodscha zusammenhängt. Gestern musste ich Adam nach drei intensiven Monaten schweren Herzens verabschieden. Er ist nun in Bali und ich entschied mich erstmal weiter zu reisen, um mehr zu entdecken. So hat es mich nach Kambodscha verschlagen und ich verbrachte einen Tag in Phnom Penh, um das Genozidmuseum und die Killing Fields zu sehen.

Von Vietnam nach Kambodscha

Unsere letzten Tage in Vietnam verbrachten wir in Ho Chi Minh City. Wir spazierten durch die Straßen, aßen gutes Essen und genossen die gemeinsame Zeit. Gestern hieß es Abschied nehmen, ursprünglich um 8:00 Uhr morgens, denn dann sollte mein Bus von Saigon nach Phnom Penh abfahren. Leider kam mein Fahrer bereits eine halbe Stunde früher, was sehr untypisch für Südostasien ist. Der Abschied verlief also kurz, aber leider nicht schmerzlos. Diese Weisheit macht nicht immer Sinn.

Durch die engen Gassen Ho Chi Minh`s führte er mich zu einem Reisebus, der mich nach Kambodscha bringen sollte. Ich habe den Bus gebucht und die Fahrtzeit recherchiert, aber keinen Gedanken an mein Visa verschwendet. Wenn ihr mit dem Bus nach Kambodscha reist, müsst ihr natürlich auch über die Grenze. Um ein 30-tägiges Visa zu erhalten und einreisen zu dürfen, braucht ihr ein Passfoto, was ich glücklicher Weise schnell fand, und 30 US $. Die meisten Busfahrer verlangen 35 $, um zusätzlich Geld zu verdienen. Wir haben unseren Fahrer darauf aufmerksam gemacht, aber am Ende doch mehr gezahlt. Ich hatte, wie es der Zufall so will, noch genau 700.000 VND in meiner Geldbörse, was für den eigentlichen Preis ausgereicht hätte. Da der Fahrer auf seinen Zusatzverdienst bestand, gab ich ihm 5 Euro und wir überschritten nach circa einer halben Stunde die Grenze.

Ankunft in Phnom Penh

Nach sieben Stunden im Bus kam ich gestern gegen 15:00 Uhr in Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, an. Ich kann euch nicht sagen, ob es nur an meiner emotionalen Verfassung lag oder tatsächlich etwas seltsames in der Luft schwebte. Eine niederländische Reisende und ich teilten uns für 3 § ein Tuk Tuk. Sie verunsicherte mich etwas, denn sie erzählt mir, dass hier sogar Taschen während der Fahrt aus dem Tuk Tuk geklaut werden. Ich habe mir erst nicht viel dabei gedacht, aber eine andere Reisende bestätigte die Aussage später und auf einem Blog las ich, dass Frauen sogar Goldketten vom Hals gerissen werden. Das ist nicht gerade beruhigend und kam unerwartet, nachdem die Menschen, besonders in Indonesien, so herzlich waren.

Nach einer kurz Fahrt lieferten wir meine Begleitung in einem anderen Hostel ab und ich versuchte am ATM Geld abzuheben, was zwei mal scheiterte. Das ist eine meiner größten „Reisesorgen“. Kein Geld abheben zu können, denn dann ist man als Solo Traveler aufgeschmissen. Zum Glück hat es am Ende geklappt. Allerdings zahlt man hier in Kambodscha 4 $ Gebühr, um Geld abzuheben, was super teuer ist. Hebt also direkt mehr Geld ab, wenn ihr einmal dabei seid. Noch eine Sache, die ich nicht wusste. In Kambodscha kann man sowohl mit US Dollar als auch mit Kambodschanischer Riel zahlen. Kauft man ein Getränk für 1,25 $ und gibt 2 $ bekommt man 3.000 KHR zurück. Etwas verwirrend. Der Umrechner oder die App Currency helfen.

Mein Start in Kambodscha war also etwas holprig und es ging bedrückend weiter.

Die Diktatur der Roten Khmer

Viele Menschen, die über Kambodscha reden, schwärmen über Angkor Wat und die schönen Strände im Süden. Was viele nicht wissen ist, dass vor weniger als 50 Jahren schreckliche Dinge in Kambodscha passierten. Dies wurde mir schnell bewusst, als ich meine Reiseführer durchblätterte und Tourenangebote in meinem Hostel sah. Es werden ganz- oder halbtägige Trips zum Genozidmuseum und den Killing Fields angeboten. Leider kann ich jetzt aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht nur schrecklich klingt, sondern auch ist.killing fields tour phnom penh

Vor wenigen Jahren, 1975 um genau zu sein, begann die grausame Diktatur der Roten Khmer unter Führung von Pol Pot. Ihre Vision war die Wiederauferstehung des Reiches von Angkor. Um diese Realität werden zu lassen, passierten in den folgenden vier Jahren schreckliche Dinge. Ihr könnt mehr dazu auf Wikipedia lesen. Aber ist es nicht unfassbar, dass in dieser Zeit circa 25 Prozent der Kambodschanischen Bevölkerung von ihren eigenen Landsleuten ermordet wurden und wir in der Schule einfach nichts darüber lernen? In diesen wenigen Jahren starben circa zwei bis drei Millionen Menschen auf grausame Weise, nur weil sie gebildet waren, angeblichen Kontakt zum Ausland hatten, eine Brille trugen oder aufgrund anderer Belanglosigkeiten nicht in das Bild der Roten Khmer passten.

Genozidmusieum Tout Sleng

Für mich stand es außer Frage, mich auch mit diesem Teil des Landes zu befassen, auch wenn ich zugeben muss, dass es nicht einfach war und ich diesen Tag definitiv mit einem sehr bedrückenden Bauchgefühl beenden werde.

Im Hostel traf ich auf eine Gruppe junger Engländer und Schotten und schloss mich ihnen an, um die Killing Fields und anschließend das Museum zu besuchen. Rückblickend würde ich empfehlen erst das Museum und dann die Felder zu besuchen. Unerwarteter Weise war das Museum noch erschreckender als die Felder, was wahrscheinlich an der Visualisierung der Grausamkeiten liegt.phnom penh essen

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Wir haben über die App Grab ein Taxi für 1 US $ gefunden und zurück ein Taxi von den Killing Fields zum Museum für 2 US $ pro Person. Verhandelt hier auf jeden Fall und lasst euch nicht auf den ersten Preis ein. Ein Ticket für das Toul Sleng Genozid Museum kostet 8 US $ inklusive Audio-Guide, für Personen unter 18 Jahren nur 6 US $. Ich empfehle euch auf jeden Fall den Autido-Guide zu buchen. Ich glaube ohne ist es sehr schwer zu verstehen, was in diesen Gebäuden tatsächlich passiert ist. Die Tour führt die Besucher durch eine ehemalige Schule, welche zu einem schrecklichen Gefängnis umfunktioniert wurde. Man kann durch die Zellen der Insassen laufen und sieht Bilder von ermordeten Folteropfern, welche einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Toul Sleng war das geheime Zentrum eines Netzwerkes von ungefähr 200 Gefängnissen. Von den 12.000 bis 20.000 Insassen haben 12 Menschen überlebt.phnom penh genozidmuseum

Im Gefängnis selbst wurden die Menschen auf grausame Art und Weise gefoltert, bis sie die Roten Khmer mit Informationen versorgten, die sie meistens nicht einmal hatten. So kam es, dass unschuldige Menschen Geschichten erfanden, da dies als einziger Ausweg erschien und meistens doch im Tod endete. Tücher wurden auf Gesichter gelegt und mit Wasser übergossen, um das Gefühl des Ertrinkens nachzustellen. Andere wurden an ursprüngliche Kletterstangen gehangen bis sie bewusstlos waren, um danach kopfüber in Eimer, gefüllt mit menschlichen Exkrementen, getaucht zu werden. An Fußfesseln gekettet, lagen Gefangene tagelang am Boden und durften sich nur bewegen, wenn sie um Erlaubnis baten. Erledigten sie ihr Geschäft und es gelang etwas auf den Boden, mussten sie es auflecken. Duschen gab es nicht. Wer Glück hatte bekam etwas vom Wasser ab, was die Gefängniswärter über den Balkon spritzen. Namen existierten nicht mehr. Jeder Insasse erhielt eine Nummer und wurde auf jede mögliche Art weiter entmenschlicht.toul sleng genozid museum

Die Killing Fields

Nach dem Verhör wurden die überlebenden Gefangenen auf die Killing Fields nach Choeung Ek gebracht. Dort richtete man sie hin und begrub sie in Massengräbern. Und genau diesen Ort kann man heute als Gedenkstätte besuche. Der Eintritt kostet 6 US $ und beinhaltet ebenfalls einen Audio Guide. Wüsste man es nicht besser, könnte man fast sagen, der Ort strahle etwas friedliches aus. Dies ändert sich, sobald die Audio Führung beginnt und man über die schrecklichen Dinge, die hier passiert sind, aufgeklärt wird. Menschen wurden nicht erschossen, denn dies war zu teuer und zu laut. Sie wurden erschlagen und teilweise lebendig begraben. Um die Schreie zu überdecken, wurde über einen Lautsprecher Musik gespielt.killing fields phnom penh

Zwei der schlimmsten Zitate blieben mir im Kopf. Eines lautete „Es ist besser einen unschuldigen Menschen zu töten, als einen schuldigen zu übersehen.“ und „Man muss das Übel bei den Wurzeln beseitigen.“ Diese Aussage bezieht sich auf die Kinder der Insassen. Damit Familienmitglieder nicht auf die Idee kamen, Rache an den Roten Khmer zu nehmen, töteten sie nicht nur Erwachsene, sondern auch unschuldige Mädchen und Jungen. Sie packten sie an den Beinen und schlugen sie gegen einen Baum, an welchem noch lange Zeit Blutspuren klebten. Heute hängen Armbänder von Reisenden an den Massengräbern und Bäumen als Zeichen des Mitgefühls und der Verbundenheit. Die Audiotour endet beim Stupa, welches gefüllt ist mit Schädeln, Waffen und Kleidungsstücken, die in den Gräbern gefunden wurden.phnom penh killing fields

Nach diesem Tag fühle ich mich erschlagen von all den Informationen und bin sehr dankbar mehr über die schreckliche Geschichte Kambodschas erfahren zu dürfen. Auch wenn es nicht einfach ist, all die Bilder zu sehen und Geschichten zu hören, rate ich euch bei einem Besuch in Phnom Penh auch das Museum und die Killing Fields zu besuchen.genozidmuseum

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