Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in den letzten Jahren einmal mitten in der Nacht aufgestanden bin, um einen Sonnenaufgang anzuschauen. In Indonesien ist mir dies innerhalb einer Woche gleich zwei Mal passiert und es war überwältigend. Einmal war das Ziel der größte buddhistische Tempel der Welt Borobudur, in der Nähe von Yogyakarta, und vor wenigen Tagen der Stratovulkan Mount Bromo. Der 2329 Meter Gigant ist einer der aktivsten Vulkane der indonesischen Insel Java und für viele Abenteurer ein beliebtest Ziel.
Von Yogyakarta nach Cemoro Lawang
Von Yogya (dem vorherigen Stop) nach Cemoro Lawang, das Dorf am Fuße des Berges, zu gelagen, war gar nicht so einfach. Mit dem Nachtzug ging es um 1:38 Uhr erstmal acht Stunden nach Malang. Zum Glück hatte ich eine ganze Bank für mich und fand nebenan ein Kissen und eine Decke. Somit konnte ich tatsächlich fast durchschlafen und kam nicht total erschöpft im stickigen Malang an.
Hier realisierten mein Reisebegleiter Adam und ich, dass wir noch lange nicht am Ziel sind und weiter müssen nach Probolingo. Nachdem circa 200 Taxifahrer versucht haben uns für 500.000 Rupiah (circa 30 Euro) zum Mount Bromo zu fahren, fanden wir endlich einen, der uns mit den richtigen Informationen versorgte. Denn wenn man günstig reisen möchte, ist es immer besser öffentliche Verkehrsmittel zu finden, anstatt private Fahrer anzuheuern. Außerdem hatte ich hier zum ersten Mal das Gefühl, dass uns die Taxifahrer tatsächlich „abzocken“ wollten. Seid also vorsichtig und recherchiert vorher am besten, wie teuer ein Taxi im Normalfall sein sollte, damit ihr verhandeln könnt.
Der nette Mann fuhr uns für 20.000 Rupiah pro Person (circa 1,20 Euro) zum Busbahnhof und von dort ging innerhalb von zwei Stunden für einen Preis von 35.000 Rupiah (circa 2,20 Euro) weiter nach Propolinggo. Cool war, dass die Sitze im Reisebus komplett nach hinten zu klappen waren. Schlafen war also auch hier kein Problem. In der Stadt angekommen informierte uns ein weiterer Herr darüber, dass wir immer noch nicht am Ziel sind. Wir konnten entweder wieder mit einem privaten Taxi zum Bergdorf Lawang fahren oder in einem schäbigen Taxibus warten bis 15 Personen zusammenkamen und wir pro Kopf nur noch 40.000 Rupiah (circa 2,50 Euro) zahlen mussten.
Da ein Paar bereits über zwei Stunden auf weitere Gäste wartete, entschieden wir irgendwann zu fünft zu starten und teilten den Gesamtpreis von 500.000 Rupiah zwischen uns auf. Somit hätten wir fast einen privaten Wagen mieten können. Aber das konnte ja keiner ahnen.
Wenn ihr, nicht wie wir, eine Jeep Tour buchen möchtet, könnt ihr natürlich auch in Malang oder Probolinggo übernachten. Dann werdet ihr am Morgen abgeholt und direkt zu den Aussichtspunkten gefahren. Da wir auf eigene Faust los zogen, mussten wir nach Cemoro Lawang, als Basis für unsere Bergbesteigung.
Übernachtung im Homestay Ana Tengger
Nach circa zwölf Stunden lieferte uns der Fahrer in Cemoro Lawang ab. Das Ziel war es, ein möglichst günstiges Homestay zu finden, denn vorher planen und buchen ist für Anfänger. Ich lief also mit meinem 15 kg schwerem Rucksack auf dem Rücken und meinem 7 kg leichterem Rucksack am Bauch durch ein Bergdörfchen, um eine Bleibe für die nächsten Stunden zu finden. Denn lange Schlafen war nicht drin, um 2:30 Uhr musste #Teambromo bereit zur Wanderung sein.
Nach circa fünf Anläufen überzeugte uns ein älterer Herr in zerrissener Jacke in einem kleinen Homestay, namens Ana Tengger, zu nächtigen. Es roch modrig und landet definitiv nicht auf meiner Favoritenliste. Dennoch konnten wir uns nicht beschweren, denn pro Kopf kostete uns das Vergnügen gerade mal 4 Euro und es bot genug Platz für diese kurze Nacht.
Zum Mount Bromo ohne Führung
Nach einem Nasi Goreng nebenan legten wir uns alle gegen 21:00 Uhr ins Bett, um wenigstens ein paar Stunden vorzuschlafen. Ich kaufte mir für einen Euro noch eine Mount Bromo Mütze und war bereit für das Abenteuer. Kurze Reue trat ein, als der Wecker tatsächlich um 2:00 Uhr klingelte und ich realisierte, dass ich aufstehen muss.
Alle waren bereit und wir konnten unsere Wanderung durch die dunkelsten Ecken und ein Meer aus Sand pünktlich starten. Das erste Ziel war ein Viewpoint möglichst abseits der Touristen, die üblicherweise mit Jeeps auf den Berg gefahren werden. Um dorthin zu gelangen mussten wir circa 10 km hinter uns bringen. Spaß mischte sich mit Anstrengung, aber als ich aufsah und einen so unglaublichen Sternenhimmel sah, wusste ich, dass es die Mühen wert sei.
Nach circa 2,5 Stunden kamen wir beim vorletzten Viewpoint an und machten es uns mit circa 50 weiteren Reisenden gemütlich. Es zog eine leichte Brise und die Sonne begann langsam aufzugehen. Der Anblick ist unbeschreiblich und wirkt surreal. Die aufgehende Sonne zauberte ein warmes Licht über das traumhafte Szenario. Nachdem wir den Sonnenaufgang in vollen Zügen genossen und genug Bilder geschossen haben, beschlossen wir nun auch den Krater des Mount Bromo anzuschauen.
Vor uns lagen weitere 8 km über Stock und Stein. Zu erst mussten wir den mühevoll bestiegenen Berg wieder herunter krakseln, um dann in der prallen Sonne über das Meer aus Sand hin zum Mount Bromo zu wandern. Der Schweiß lief und die Müdigkeit setze ein. Als wir nach 1000 weiteren Treppenstufen oben ankamen, war allerdings jegliche Anstrengung vergessen. Im Vulkan brodelte heißer Dampf, der eine nahezu meditierende Wirkung hatte. Jede Menge indonesischer Touristen baten uns, Fotos mit ihnen aufzunehmen, als Erinnerung an einen wunderschönen Tag.
Nachdem wir auch hier so gut es ging, alle Eindrücke aufgesogen haben, maschierten wir glücklich und vollends erschöpft zurück zum Homestay. Manchmal lohnt es sich etwas Zeit und Kräfte zu investieren, um nicht den typischen Weg zu gehen. Ich werde dieses Erlebnis niemals vergessen und kann allen Reisenden nur empfehlen, den Mount Bromo auch auf eigene Faust zu erkunden. Ihr spart Geld (220.000 Rupiah) und kreiert einmalige Erinnerungen.
In unserer Bleibe angekommen, hatten wir ganze 30 Minuten Zeit, um zu duschen und zu packen. Dann dann ging es weiter… auf nach Bali. Wie sich später rausstellte, bedeutete dies, weitere 12 Stunden im Bus. Was für ein Tag.